Liebe Gemeindeglieder,
liebe Freunde und Förderer unserer Gemeinde,
wenn ich diese Zeilen schreibe, verwandelt sich die Natur draußen in eine feucht-ungemütliche Zeit. Bei manchem schlägt dieses auch aufs Gemüt. Zwar zeichnet sich schon überall die Vorweihnachtszeit ab und wenn die Post verlässlich ist, halten Sie dieses Gemeindeblatt im Advent in den Händen. Aber auch der Advent als dunkle Jahreszeit kann ungemütlich sein, vor allem wenn er mit weihnachtlicher Hektik gefüllt ist. Generell habe ich den Eindruck, dass wir in einer hektischen Zeit leben, sei dies politisch, wirtschaftlich oder gesellschaftlich. Da tut es mir gut, wenn ich abends unsere beleuchtete Kirche von außen betrachte. Wie eine Trutzburg steht sie inmitten einer sich wandelnden Stadt. Wenn ihre Mauern erzählen könnten, würden sie uns vielleicht Mut machen, denn, was schon alles überlebt und durchgestanden wurde... Vor allem ist sie ein Zeugnis dafür, dass wir durch vier Jahrhunderte hindurch eine lebendige Gemeinde geblieben sind.
Dies durften wir in den letzten Monaten an verschiedenen Stellen wieder erleben. Als zum Beispiel beim Weinfest fast 300 Menschen am Abend um die Ruine tanzten und einen der letzten warmen Septemberabende genossen. Oder als wir am Erntedankfest wieder ein Anspiel von vielen Kindern und Jugendlichen bestaunen konnten. Dies macht mir Hoffnung, dass unsere Kirche noch eine Zukunft hat.
Und so erklärt sich auch der Bibelvers auf dem Titelblatt: „Prüft alles und behaltet das Gute“ aus dem 1. Thessalonicherbrief des Apostel Paulus. Damit erinnert uns Paulus nämlich an eine ureigene reformierte Eigenschaft: wir als Kirche sind immer wieder aufgefordert, uns über unseren Glauben und unser Gemeindeleben Gedanken zu machen. Als selbstständige Kirche werden uns von außen keine Vorgaben gemacht und es liegt an uns, wie weit wir uns einem vermeintlichen Zeittrend öffnen oder gerade etwas dagegen setzen. Es war für mich wieder einmal eine bereichernde Erfahrung, als ich Ende August mit Kirchenleitenden aus 70 europäischen Kirchen an der Vollversammlung der GEKE in Hermannstadt/Sibiu (Siebenbürgen) teilnehmen konnte. Überall ist von einem Schrumpfen und Abbau die Rede. Aber dazwischen leuchten positive Beispiele auf, wie Kirche auch heute noch einladend und ansprechend sein kann.
So hoffe ich, dass die Gottesdienste und Veranstaltungen der kommenden Monate SIE ansprechen und auch Sie immer wieder Gäste zu uns einladen. Sicherlich werden wir im neuen Jahr im Konsistorium wieder viele Impulse zusammentragen, wie es uns gelingen kann, unsere Kirche mit Leben zu füllen. Und dabei wissen wir uns in aller Freiheit von Paulus bestätigt, wenn er uns auffordert: „Prüft alles und behaltet das Gute“.
So wünsche ich Ihnen schon heute eine gesegnete Adventszeit, friedvolle Weihnachtstage und einen gesunden und erfolgreichen Wechsel zum Neuen Jahr.
Herzlich grüßt
Ihr Pfarrer Torben W. Telder