Liebe Gemeindeglieder,
liebe Freunde und Förderer unserer Gemeinde,
liebe Schwestern und Brüder im HERRN,

Portrait-Pfarrer-Telder-2014-web

eine Kuh schaut Sie auf dem aktuellen Gemeindeblatt an. Saftige Weiden und glückliche Kühe passen zusammen. Aber als ich mich an meinen Schreibtisch setzte, um dieses Grußwort zu schreiben, war es wieder einmal ein fast unerträglich heißer Tag. Viele von Ihnen waren sicherlich im Urlaub, während ich zusammen mit einer Menge anderer noch nicht in Ferien gewesen bin. Zu der Kuh und der Weide treten auch Bilder von Stränden und Palmen vor mein inneres Auge.

Doch irgendetwas „störte“ diese innerliche Idylle. Mir gingen Berichte von gekenterten Flüchtlingsboten auf dem Mittelmeer durch den Kopf. Und diese erschütternden Bilder finden eine Fortsetzung in Berichten über überfüllte und teilweise menschenunwürdige Flüchtlingsunterkünfte quer durch Europa. Nicht überall werden diese Menschen mit offenen Armen willkommen geheißen. 

Jesaja erinnert uns aber an eine Zusage Gottes, die allen Menschen gilt: „Denn ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre.“ 

Ich schaue gerne in die Geschichte, ob es dort vielleicht eine Antwort auf gegenwärtige Herausforderungen gibt. Auch der Reformator Johannes Calvin, auf dessen Lehren die Wallonisch-Niederländische Kirche aufbaut, war ein Flüchtling, als er 1536 zum ersten Mal nach Genf kam. Als dort immer mehr Flüchtlinge ankamen, beklagten sich die Genfer Bürger über die vielen fremden Menschen in ihrer Stadt. Sie fürchteten um ihre eigenen Arbeitsplätze und sahen die soziale Ordnung in Gefahr. Doch Calvin war auf der Seite der Flüchtlinge: Christlich zu leben heißt Gott mit ganzem Herzen zu ehren und ihm zu dienen. Das ist Calvins Grundüberzeugung. Dieser Dienst geschieht nicht nur in Predigt und Gebet, sondern in gleichwertiger Form durch diakonisches Handeln, also durch die Unterstützung und Begleitung Not leidender Menschen.

Das klingt jetzt vielleicht moralischer, als es das möchte und selten gehe ich an dieser Stelle auf ein aktuelles politisches Thema ein. Ich kann manche Ängste und Befürchtungen in der Begegnung mit den Flüchtlingen und Asylanten mitten unter uns gut nachvollziehen. Und doch sind es Menschen, die sich aus verschiedensten Gründen auf eine manchmal lebensgefährliche Flucht begeben haben. Ihnen als Christen zumindest für eine gewisse Zeit das Gefühl von Frieden und Sicherheit zu geben, damit sie weiter auf ihrem Lebensweg ziehen können, dies sollte uns allen am Herzen liegen. Und das hat in Hanau vor über 400 Jahren schon einmal geklappt, als unsere Glaubensvorfahren die Hanauer Neustadt aufbauten, die heute mehr pulsiert denn je. Vielleicht werden wir gemeinsam in Zukunft etwas auf die Beine stellen, um diese damalige Erfahrung auch heute Menschen wieder möglich zu machen. 

Bleiben wir also gemeinsam auf dem Weg, den Gott mit seinem reichen Segen begleiten möge!

Es grüßt Sie herzlich aus der Steinheimer Straße

Ihr Pfr. Torben W. Telder