„Du bist ein Gott, der mich sieht“. 1. Mose 16, Vers 13

Gabriele Matzner, Älteste:

Bei den Überlegungen zur Jahreslosung fällt mir u.a. ein beliebtes Wahrnehmungsspiel für Kinder ein, in dem es auch und besonders um das Sehen und Gesehen werden geht:

„Ich sehe was, was du nicht siehst….. und das ist …“

Die Kinder sollen zuvor einander ganz genau ansehen, um dann ein Kind der Gruppe anhand verschiedener Merkmale wieder zu erkennen, es „zu sehen“. Große Freude kommt bei dem Kind auf, das „gesehen“ sprich erkannt wird!

In der Losung geht es für mich um mehr als nur Sehen. Es geht um die Erfahrung, dass Gott nach mir schaut, mich als Person sieht. Und er sieht mich auch dann, wenn ich das Gefühl habe, gerade nicht gesehen zu werden. Er versteht mich und geht mit mir, ganz gleich, wohin ich gehe. Er liebt mich bedingungslos und ich werde in seiner Hand gehalten. Das gibt mir Kraft und Stärke an jedem Tag, im Miteinander und ganz besonders in schwierigen Situationen. Die Losung macht mir Mut, denn ich weiß: Ganz egal wo ich bin, wer ich bin und was ich tue: Gott sieht mich. Er ist für mich da, unabhängig von Ort und Zeit. Das gibt mir die Kraft, mein Leben erfüllt wahrzunehmen.

 

Miriam Trapani, Religionspädagogin:

Die Jahreslosung in diesem Jahr spricht mir Mut zu und fordert mich dazu auf, in schwierigen Zeiten stark zu bleiben. Mitten in den herausfordernden Lebensumständen, in denen sich Hagar befand, vernahm Gott ihren Hilferuf. Er sah sie und sie erkannte: „Du bist ein Gott, der mich sieht“. Es gibt Zeiten, in denen alles zerbrochen und ausweglos erscheint. Doch manchmal, auch wenn nur für einen Augenblick, darf ich, wie auch Hagar, erkennen, wir Menschen sind IHM nicht egal. Er sieht uns und weist uns den Weg.

 

Christa Stöppler, Pfarrassistenz:

In diesem Jahr hat mich die Jahreslosung sehr angesprochen. Immer wieder begegnen mir Situationen und Begebenheiten, die mich nach- und umdenken lassen. An einigen Gedanken kann ich Sie gerne teilhaben lassen, vielleicht kommen wir ja diesbezüglich mal ins Gespräch? Zum einen ist mir die Redewendung „sehen und gesehen werden“ eingefallen. Mit dieser habe ich eine oberflächliche Personengruppe in Verbindung gebracht, für die der Schein wichtiger ist als das Sein. Aber dann habe ich mir überlegt, wie wäre es denn, wenn ich die Vorzeichen einmal umdrehe und einen positiven Bezug herstelle? Wenn ich mir die Mühe mache, intensiver auf meinen Nächsten zu schauen, darf ich manchmal hinter seine Maske blicken. Dann darf ich einen Menschen mit seinen Nöten, Sorgen, Bedrängnissen, Prägungen aber auch mit seinen freudigen Erfahrungen sehen. Und dann kann es gut sein, dass ich das Bild, das ich von der Person hatte, korrigieren muss. Und gesehen werden? Auch das ist manchmal spannend. Möchte ich gesehen werden, so wie ich bin? Von allen Menschen? Ja und nein. Sicherlich öffnet man sich nicht jedem voll und ganz, denn nicht jeder blickt mit so liebevollen Augen auf mich, wie Gott es tut. Kennen Sie auch noch aus Ihrer Kindheit die Ermahnung der Eltern „der liebe Gott sieht alles“? Der „liebe Gott“ wurde oft eher als strafender Gott gesehen und vermittelt. Aber, so wie Gott der Magd Hagar begegnet und ER uns durch Jesus Christus ansieht, wird aus dem „lieben Gott“ ein liebender Gott. Unsere Kindheitsbilder dürfen wir erweitern oder auch korrigieren. Und in diesem Kontext ist das Sehen und Gesehen werden für mich tröstlich, ermutigend und durchweg positiv.